Der GrenzInfoPunkt (GIP) der Euregio Rhein-Waal tritt derzeit coronabedingt nicht öffentlich in Erscheinung – leistet aber mehr Beratungen als je zuvor. „Ich habe in den vergangenen acht Wochen ca. 500 Beratungsgespräche geführt“, berichtet Beraterin Carola Schroer aus dem Homeoffice. Das seien doppelt so viele wie in normalen Zeiten. Da persönliche Gespräche nicht möglich sind, verläuft die Kommunikation telefonisch und per E-Mail. Nach bisherigem Stand ist vorgesehen, frühestens ab September wieder die bekannten Grenzgänger-Sprechstunden mit Vertretern von Arbeitsagentur, Sozialversicherungen und anderen Organisationen durchzuführen. Dann sollen auch Video-Termine möglich sein.
Besonderen Beratungsbedarf haben zurzeit selbstständige Grenzpendler. „Für Freiberufler, die in Deutschland wohnen und in den Niederlanden arbeiten, gibt es trotz aller Bemühungen noch immer keine Unterstützung“, berichtet die Beraterin. Diese sogenannten „ZZPer“ (Selbstständige ohne Personal) wie beispielsweise Physiotherapeuten kommen in den Niederlanden nicht zum Zuge, da sie dort nicht mit Wohnsitz gemeldet sind. In Deutschland fallen sie durchs Raster, da sich ihre Arbeitsstätte in den Niederlanden befindet. „Viele Fragen, die wir mit den Kollegen der anderen GrenzInfoPunkte zentral gesammelt und an die Task Force der Landesregierung gesendet haben, konnten gelöst werden. Nur in diesem Bereich scheint das schwierig zu sein. Wir bleiben aber dran.“
Unterschiedliche Verordnungen
In fast allen anderen Angelegenheiten können die GIP-Berater weiterhelfen. „Die Anrufer sind dankbar, dass wir uns um ihre Anliegen kümmern. Auch, wenn wir oft erst selbst noch recherchieren müssen.“ Das ist erforderlich, da sich die entsprechenden Verordnungen laufend verändern. „Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen haben unterschiedliche Regelungen, ganz zu schweigen von den Niederlanden. Deshalb habe ich ständig drei verschiedene Versionen aktueller Verordnungen auf dem Tisch, die sich auch noch alle zwei Wochen ändern“, so die Beraterin. Es sei keinem Studierenden, Arbeitnehmer oder Arbeitgeber zuzumuten, diesbezüglich selbst auf dem neuesten Stand zu bleiben.
Mittlerweile, so berichtet Carola Schroer, sei eine thematische Verschiebung bei den Anfragen festzustellen. „Nachdem wir zwei Monate lang ausschließlich Fragen zu Corona und den Folgen hatten, kommen jetzt langsam wieder die normalen Themen der Grenzgänger zur Sprache.“ Die Bandbreite reicht von steuerlichen Fragen über Studiengebühren bis zu Chancen auf dem Arbeitsmarkt im jeweiligen Nachbarland. Und manchmal wird es auch kurios: „Ein Deutscher fragte uns, ob er in die Niederlande fahren dürfe. Auf die Frage nach dem Grund entgegnete er: Ich muss in Venlo Käse kaufen.“
Persönliche Beratung
Das GIP-Team hofft, die persönliche Beratung im Laufe des Septembers wieder aufnehmen zu können. Die niederländischen Partner sind auf jeden Fall bis zum 31. August verpflichtet, persönliche Informationsgespräche auszusetzen. „Wir hoffen, dass es dann wieder losgeht“, so Carola Schroer. Die Folgen der Pandemie werden die grenzüberschreitend Tätigen jedenfalls noch lange verfolgen – die Steuererklärungen 2019 beispielsweise sind ja erst in einem Jahr relevant. Dann werden wieder viele Fragen zu Sonderregelungen aus der Corona-Zeit aufkommen. Für den GrenzInfoPunkt der Euregio Rhein-Waal bleibt es somit „lekker druk“…