EU-Einwohner, die in einem europäischen Land ihren Führerschein absolviert haben, dürfen in allen EU-Staaten Auto fahren. Doch wie sieht es bei einer Auswanderung in die Niederlande aus? Welche Unterschiede gibt es, wenn man im Nachbarland seinen Führerschein machen möchte? Und was müssen Deutsche in Bezug auf Verkehrsverstöße in den Niederlanden beachten? Eine Zusammenfassung.
Mit deutschem Führerschein umziehen
Wer seinen Führerschein in einem EU-Land absolviert hat, darf mit diesem in den Niederlanden noch 15 Jahre nach dem Ausstellungsdatum fahren. Bedingung ist natürlich, dass der Führerschein dann noch gültig ist. Diese Regelung gilt für alle Führerscheinarten der Klassen AM, A1, A2, A, B und BE. Führerscheine aller anderen Klassen sind in den Niederlanden noch bis zu fünf Jahre nach der Ausstellung gültig. Sind diese Zeiträume bereits überschritten oder ist die übriggebliebene Zeit, in der man in den Niederlanden noch fahren dürfte, kürzer als zwei Jahre? Dann gilt eine Ausnahmeregelung: Mit einem deutschen Führerschein darf man dennoch zwei Jahre in den Niederlanden fahren, gerechnet ab dem Tag der Anmeldung im Nachbarland. Danach muss man den deutschen Führerschein bei der Gemeinde gegen einen niederländischen eintauschen.
Führerschein in den Niederlanden machen
Als Deutscher kann man auch in den Niederlanden seinen Führerschein absolvieren. Bedingung dafür ist, dass man bei einer niederländischen Gemeinde eingeschrieben ist und seit mindestens 185 Tagen im vorangegangenen Jahr in den Niederlanden wohnhaft war, zurückgerechnet vom Zeitpunkt der Anfrage für einen Führerschein. Alternativ genügt es auch, wenn man seit sechs Monaten in einer niederländischen Schule oder Universität eingeschrieben war.
In den Niederlanden kann man wie in Deutschland auch mit 16 Jahren mit dem begleiteten Fahren beginnen und ab 18 Jahren ohne Begleitperson fahren. Im Unterschied zu Deutschland ist es in den Niederlanden nicht verpflichtend, Theoriestunden in einer Fahrschule zu nehmen. Man kann sich das Wissen auch im Selbststudium zuhause aneignen und dann eine Theorieprüfung ablegen. Auch gibt es in den Niederlanden keine Mindestanzahl Fahrstunden, die man vor der praktischen Prüfung absolviert haben muss. Mit durchschnittlich 2300 Euro ist der niederländische Führerschein im EU-Vergleich einer der teuersten.
Verkehrsverstöße und Führerschein
In den Niederlanden gilt ein anderes Strafsystem bei Verkehrsverstößen. Fahranfänger kriegen jedoch je nach Alter und Führerscheinart zunächst für fünf bis sieben Jahre einen „Anfängerführerschein“. Für deutsche Fahranfänger gilt dies ebenso, wieder gerechnet ab dem Ausstellungsdatum des Führerscheins in Deutschland. Dieser Anfängerführerschein umfasst ein Strafpunktesystem für schwere Verkehrsverstöße. Bei zwei Verstößen kann der Führerschein eingezogen werden. Zudem gilt für Autofahrer aller Erfahrungsstufen in den Niederlanden ein „Punkteführerschein“. Dieser wurde eingeführt, um Trunkenheit am Steuer entgegenzuwirken. Auch hier gilt: Bei zwei Vorfällen von Alkohol am Steuer wird der Führerschein eingezogen. Wer in den Niederlanden einen Verkehrsverstoß begeht, wird entsprechend dem landesüblichen System bestraft. Punkte in Flensburg gibt es für Deutsche dafür nicht. Ein Fahrverbot gilt ebenso nur in dem Land, in dem es verhängt wurde. Wird der Führerschein entzogen, darf man natürlich auch in Deutschland nicht mehr fahren.