Start People – eine Zeitarbeitsagentur mit einem besonderen Fokus. Der Betrieb mit spezialisierten International Recruitment-Niederlassungen, unter anderem in Almere und Venlo, richtet sich nämlich auf das Werben von Personal im Ausland. Lambert Weijs, Manager des International Recruitment, stürzte sich vor 20 Jahren auf das Thema Grenzarbeit. Seither verhalf er mit seinem Team, der Agentur für Arbeit und den GrenzInfoPunkten tausenden Deutschen zu Arbeitsstellen in den Niederlanden.
Große Firmen wie OCE in Venlo und Xerox in Venray leisteten Ende der neunziger Jahre in Zusammenarbeit mit einigen Zeitarbeitsfirmen Pionierarbeit. Sie konnten im eigenen Land kein Personal mehr finden und richteten den Blick nach Deutschland. Und das mit Erfolg: Den Betrieben gelang es in großem Umfang, deutsche Erwerbstätige davon zu überzeugen, in den Niederlanden zu arbeiten. Für die Zeitarbeitsorganisation Start People war es umso mehr ein Grund, die spezielle Ausrichtung auf Grenzarbeiter anzulegen. „Von Tag 1 an haben wir die Zusammenarbeit mit Wilfried Kuhlmann von der Agentur für Arbeit in Kleve und dessen Gegenpart Anton Platen aus Viersen gesucht. Zusammen begannen wir mit Präsentationen über das Arbeiten in den Niederlanden, das Arbeitsrecht und Sozialversicherungen. Langsam kam der Ball ins Rollen.“
Grenzen ebnen
Vor allem in den Anfangsjahren hätten jedoch noch einige Hürden genommen werden müssen, erzählt Weijs. „Bei den Deutschen herrschte noch etwas Angst und Unwissenheit bezüglich des Arbeitens in den Niederlanden. Es war daher die Aufgabe von uns und unseren Partnern, dafür zu sorgen, dass sich das ändert.“ Mit Erfolg. Die Deutschen profitierten unter anderem von den Vorteilen eines besseren Nettoeinkommens und eines angenehmeren Arbeitsklimas. 2008 war für Start People ein Rekordjahr: Damals waren 1.200 deutsche Grenzarbeiter in den Niederlanden beschäftigt. Seitdem ist die politische Beachtung des Themas Grenzarbeit stetig gestiegen. „Das sollten wir uns alle zu Nutzen machen“, sagt Weijs.
Grundlage
Trotz dieser Erfolge hat es die Zeitarbeitsorganisation in Deutschland nicht immer leicht. Nicht zuletzt, weil Zeitarbeitsfirmen in Deutschland im Vergleich zu den Niederlanden eine weniger strategische Position auf dem Arbeitsmarkt haben“, so Weijs. „Während eine Anstellung über ein Zeitarbeitsunternehmen in den Niederlanden ganz normal ist, hat dieses Konstrukt in Deutschland einen viel schlechteren Ruf. Zudem fehlt uns in einigen Punkten einfach die Grundlage. Tatsächlich suchen wir überall nach Botschaftern, die uns verstehen und ein gutes Gefühl bei uns haben.“ Eine dieser Parteien ist die Agentur für Arbeit in Kleve, die schon jahrelang mit Start People zusammenarbeitet. Die Agentur für Arbeit schlug die Zeitarbeitsorganisation sogar als EURES-EASI-Mitglied vor. „Weil wir zuverlässig sind und schon seit zwanzig Jahren zusammenarbeiten, auch in Zeiten der Krise“, so Weijs.
Der artigste Junge der Klasse
Weijs beschäftigt sich für Start People mit Arbeitsmigranten und Grenzarbeitern. Und darin versucht sich das Unternehmen in vielerlei Hinsicht abzugrenzen. „Wir probieren in allen Bereichen der artigste Junge der Klasse zu sein. Unter anderem auf dem Gebiet der Arbeitsbedingungen und Aufklärung und vor allem auch mit der Ausrichtung auf Langfristigkeit. Wir wollen unseren Leuten Sicherheit bieten. Die Zeiten, in denen es für eine Stelle mehrere Bewerber gab, sind vorbei. Darum erwarten wir auch von Unternehmen, dass sie sich abgrenzen – und uns als Kooperationspartner und nicht nur als Lieferanten von Personal betrachten. Das verlangt Umdenken.“
Logistik als aussichtsreicher Sektor
2018 gelangten über Start People 1.100 Menschen an eine Arbeitsstelle in den Niederlanden. Die Hälfte davon waren Grenzarbeiter (jemand, der in Deutschland wohnt und mindestens einmal die Woche oder öfter zwischen dem Wohn- und Arbeitsland pendelt). 300 dieser Grenzarbeiter waren Deutsche. Ein großer Teil davon kam im Logistik-, Industrie- und Metallindustriesektor unter. „Darunter fallen vor allem Kommissionierer, Gabelstaplerfahrer, Maschinenbediener, Karosseriebauer oder Produktionsmitarbeiter. Eine große Gießerei hat dieses Jahr bereits 30 Arbeitsverträge geschlossen. Und das nur für Menschen, die in Deutschland wohnen und für den Betrieb eine strukturelle Personallösung darstellen“, erzählt Weijs stolz.
Für niederländische Firmen bestehen einige Vorteile bei der Einstellung deutscher Grenzarbeiter, so Weijs. „Sie sind in der Regel schneller eingearbeitet und hinsichtlich ihrer Fachausbildung viel besser aufgestellt als ihre niederländischen Kollegen. Zudem verfügen sie über eine große Reisebereitschaft und bleiben ihrem Arbeitgeber über Jahre hinweg treu. Während Niederländer häufig von einem Beruf zum nächsten wechseln und sich über nichts Sorgen machen, ist die erste Frage der Deutschen meistens: ‚„Wie sieht es denn mit meiner Rente aus?‘“
„Minijob” als Fallgrube
Beraten und Informieren sind zwei der wichtigsten Aufgaben von Start People. So ist es für einen Deutschen zum Beispiel nicht immer ratsam, in den Niederlanden zu arbeiten. Beispielsweise, wenn er schon einen Job in Deutschland hat. „Wir sind besonders alarmiert, wenn Deutsche schon einen sogenannten ‚Minijob‘ haben. Das hat mit möglichen Abgaben zu tun, die wir als niederländische Organisation in Deutschland zahlen müssten. Das kann zu Problemen führen.” Für weitergehende Beratung schickt Weijs die potenziellen Grenzarbeiter dann auch gerne weiter zu den Experten des GrenzInfoPunktes. In jedem Fall lautet der Rat: „Eine gute Vorbereitung ist die halbe Arbeit.“