Bart Groothuijze ist vor fünfzehn Jahren nach Deutschland gezogen. Anfangs haben ihn die kulturellen Unterschiede überrascht, inzwischen hat er sich jedoch gut eingelebt und hat die deutsche Kultur kennengelernt. Wie hat er diesen Prozess erlebt? Und welche Überraschungen hat er erlebt, als er nach Deutschland gezogen ist? Im ersten Teil dieses Interviews gibt Groothuijze einen ersten Einblick.
Bitte stellen Sie sich kurz vor!
„Bis vor kurzem habe ich bei Oost NL gearbeitet. Ich habe mich mit Anträgen von KMU für bestimmte Fördermittel beschäftigt und habe auch ein Projekt gestartet, das niederländische und deutsche Start-ups bei der grenzüberschreitenden Expansion unterstützt. Außerdem führe ich eine eigene Firma und bin gerade dabei, eine zweite Firma zu gründen. Ob ich das in den Niederlanden oder in Deutschland tun werde, ist noch offen. Auf jeden Fall möchte ich das Unternehmen so aufbauen, dass ich überall arbeiten kann. Ich halte es für wichtig, dass sich Unternehmer gegenseitig unterstützen, und ich möchte dabei eine vermittelnde und beratende Rolle spielen, auch von meinem Unternehmen aus. Niederländer und Deutsche wissen zu wenig voneinander und vor allem Unternehmer können über die Grenzen hinweg viel voneinander lernen.“
Warum haben Sie beschlossen, den Schritt nach Deutschland zu wagen?
„Ich bin in Nimwegen geboren und in Beek aufgewachsen. Als ich vor fünfzehn Jahren in Den Haag lebte, beschloss ich, einen Job in Düsseldorf anzunehmen. Nachdem ich drei Monate lang fast täglich hin und her gependelt bin, fragte mich mein Arbeitgeber, ob ich nicht nach Deutschland ziehen könnte. Meine Frau wollte zunächst nicht mit nach Deutschland gehen. Ich konnte sie jedoch überzeugen, indem ich ihr klar machte, dass es finanzielle Vorteile hat, in Deutschland zu leben. Als wir beschlossen haben, den Schritt über die Grenze zu wagen, sind wir nach Uedem gezogen. Inzwischen leben wir so gerne in Deutschland, dass wir, wenn es nach mir ginge, nicht mehr in die Niederlande zurückkehren. Hamburg und Bremen reizen uns auch, und ich würde gerne mal in Südtirol leben.“
Welche Hürden sind Ihnen beim Umzug nach Deutschland begegnet?
„Die erste Hürde, die mir beim Kauf eines Hauses in Deutschland begegnete, war die Maklerprovision in Höhe von 3,48 Prozent. Das sind Kosten, die man nur dann zahlen muss, wenn der Immobilienmakler einem beim Hauskauf tatsächlich geholfen hat. Wer nach Deutschland zieht, muss auf hohe Rechnungen von deutschen Immobilienmaklern achten: Man sollte zuerst überprüfen, ob man die Rechnung wirklich bezahlen muss, denn die Kosten können ziemlich hoch sein.
Außerdem habe ich festgestellt, dass Bauarbeiten rund ums Haus, wie der Bau von Straßen und Kanälen, in Deutschland nicht (vollständig) durch Steuergelder finanziert werden. Die Bauarbeiten müssen von den umliegenden Anwohnern bezahlt werden. Anhand der Grundstücksgröße wird ermittelt, wie viel jeder Anwohner zu zahlen hat. Auch diese unerwarteten Kosten können sehr hoch sein.
Schließlich hat mich die große Anzahl an Versicherungen, die in Deutschland abgeschlossen werden können, ziemlich überrascht. Ich denke, das hat mit dem hohen Maß an Unsicherheitsvermeidung in Deutschland zu tun. Es ist daher ratsam, vor Abschluss einer Versicherung sorgfältig nachzudenken. Der Abschluss einer überflüssigen Versicherung ist reine Geldverschwendung.“
Welche Kulturunterschiede zwischen Niederländern und Deutschen sind Ihnen begegnet?
„Ich war mir sicher, den Durchschnittsdeutschen durchaus zu kennen und ich spreche die Sprache. Als ich jedoch nach Deutschland gezogen bin, habe ich einen richtigen Kulturschock erlebt. Mir ist besonders aufgefallen, dass es in Deutschland viel mehr Regeln gibt, als ich zunächst dachte. Und ich war überrascht darüber, dass sich die Deutschen so strikt an alle Regeln halten.
Eine Ausnahme bildet der Hausbau, denn auf diesem Gebiet gibt es in den Niederlanden mehr Regeln als in Deutschland. In den Niederlanden gibt es eine sogenannte Welstandscommissie, die dafür sorgt, dass die Häuser in das Straßenbild passen, während die Menschen in Deutschland viel mehr Freiheit haben, zu bauen, was sie wollen.“
Sie wohnen nun schon eine Weile in Deutschland. Was können Niederländer von Deutschen lernen und umgekehrt?
„Niederländer und Deutsche ergänzen sich gegenseitig und können viel voneinander lernen. Die Deutschen arbeiten sehr strukturiert und bereiten die Dinge gerne im Detail vor, während sich Niederländer weniger Sorgen um das Ergebnis machen und mehr Risiken eingehen. Im Niederländischen sagt man übersetzt: „Wir werden schon sehen, wo das Schiff strandet“. Vor allem in der Grenzregion können niederländische und deutsche Unternehmer viel voneinander lernen. Beispielsweise nehmen viele Unternehmer ihr Nachbarland und den dortigen Markt nicht ausreichend wahr. Dagegen möchte ich etwas tun, denn dort können beide Seiten noch viel profitieren.“
Der GrenzInfoPunkt Rhein-Waal informiert und berät Arbeitnehmer und Arbeitgeber kostenlos zu den Themen Wohnen, Arbeiten und Studieren auf der anderen Seite der Grenze. Zu diesem Zweck werden Sprechstunden organisiert, persönliche Gespräche sind jedoch auch möglich. Der GrenzInfoPunkt wird im Rahmen des INTERREG V A Projektes GrenzInfoPunkt Euregio Rhein-Waal, mit Unterstützung des EU-Programms INTERREG Deutschland-Nederland, des Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen und der niederländischen Provinzen Gelderland, Noord-Brabant und Limburg, realisiert.