Das Gaspedal aus Versehen etwas weiter durchgetreten als erlaubt? Das ist in den Niederlanden besonders teuer. In solchen Fällen wird meist neidisch nach Deutschland geschaut; denn hierzulande fallen die Bußgelder bei Verkehrsverstößen meist etwas niedriger aus. Wie das genau aussieht und welche Unterschiede es noch gibt, erklären wir in diesem Artikel.
Bußgelder für Autofahrer
Zu schnell fahren ist in Deutschland tatsächlich günstiger als in den Niederlanden: Wenn man in Deutschland zehn km/h zu schnell fährt, kostet einen das nur zehn Euro. Eine Geschwindigkeitsüberschreitung von 25 km/h wird schon etwas teurer: 80 Euro. Und wer mehr als 26 km/h zu schnell fährt, muss mit einem vorübergehenden Fahrverbot rechnen. Das passiert in den Niederlanden erst, wenn man die Geschwindigkeitsbegrenzung um 35 km/h überschreitet. Kleinere Verstöße kommen Autofahrer in den Niederlanden jedoch teurer zu stehen: Fünf km/h zu schnell fahren wird mit 34 Euro bestraft und für eine Geschwindigkeitsüberschreitung von 25 km/h ist man mal eben 256 Euro los. Wer nun denkt, dass man das Gaspedal in Deutschland dann ruhig etwas weiter durchtreten kann, sollte jedoch aufpassen, denn die deutschen Behörden gehen streng gegen Fehlverhalten im Verkehr vor. Und in nächster Zeit werden einige Bußgelder weiter erhöht.
Rote Ampel ignorieren
Nicht nur bei den Bußgeldern für Geschwindigkeitsüberschreitungen gibt es Unterschiede zwischen den Nachbarländern – auch das Ignorieren einer roten Ampel wird unterschiedlich bestraft. In den Niederlanden wird hierfür ein Bußgeld von 240 Euro fällig; egal, wie lange die Ampel schon rot war und wann man sie überfährt. In Deutschland hat die Dauer des roten Lichts großen Einfluss auf das Bußgeld: Wenn die Ampel weniger als eine Sekunde rot war, kostet dies 90 Euro, ab zwei Sekunden werden hingegen 200 Euro fällig. In manchen Fällen kann das Ignorieren einer roten Ampel in Deutschland auch zu einem Fahrverbot von einem Monat führen. In den Niederlanden kommt es dazu nur, wenn der Fahrer durch das Ignorieren der Ampel einen Unfall verursacht.
Weitere Unterschiede
Auch die Radarkontrolle läuft in den Niederlanden und in Deutschland unterschiedlich ab. Wer in Deutschland schon einmal geblitzt wurde, kann das bestätigen: Der Bußgeldbescheid wird mit einem Foto des Fahrers aus der Radarfalle versehen. Dies dient als Beweis, dass man wirklich die Person war, die die Überschreitung begangen hat. In den Niederlanden wird hingegen nur das Nummernschild registriert. Einen weiteren Unterschied gibt es bei den Administrationskosten: Die sind in Deutschland nicht für jedes Bußgeld gleich hoch und können sich auf bis zu 28,50 Euro summieren. In den Niederlanden müssen für jeden Bußbescheid neun Euro Administrationskosten gezahlt werden. In Deutschland ist es zudem Pflicht, eine Rettungsgasse zu bilden. Konkret müssen sich die Autofahrer auf der linken Spur dann so weit wie möglich links halten und alle anderen Spuren so weit wie möglich rechts, sodass in der Mitte genug Platz zum Passieren für Rettungswagen und Polizei ist. Die deutsche Polizei ist sehr streng, wenn Autofahrer die Bildung einer Rettungsgasse verhindern: Hier riskiert man ein Bußgeld von gut und gerne 340 Euro.
Bußgelder für Fahrradfahrer
Wer in Deutschland aufs Fahrrad steigt, braucht sich nicht vor hohen Bußgeldern zu fürchten: Verkehrsverstöße, die man als Fahrradfahrer begeht, kosten nämlich zwischen fünf und 35 Euro, während dieselben Ordnungswidrigkeiten in den Niederlanden zwischen 35 und 150 Euro teuer werden können. Die Bußgelder für Fahrradfahrer sind in Deutschland durchgehend niedriger. Gleichzeitig sind die Vorschriften für sie hierzulande jedoch viel strenger. An vielen Stellen darf man zum Beispiel nicht nebeneinander fahren. Strafgelder können auch verhängt werden, wenn man jemanden auf dem Gepäckträger mitnimmt oder keine funktionierende Fahrradklingel besitzt. Entgegen der Vermutung vieler Niederländer ist jedoch das Fahren ohne Fahrradhelm in Deutschland nicht strafbar. Während es in den Niederlanden erst seit dem 1. Juli 2019 ordnungswidrig ist, mit dem Handy in der Hand Fahrrad zu fahren, ist das in Deutschland schon seit Jahren verboten. Die Kosten hierfür betragen 95 Euro in den Niederlanden und 55 Euro in Deutschland.
Verkehrsverstoß im Nachbarland begangen
Wer einen Verkehrsverstoß im Ausland begeht, ist verpflichtet, das landesübliche Bußgeld zu zahlen und eventuellen Strafen Folge zu leisten. Strafen gelten nur in dem Land, in dem der Verstoß begangen wurde: Niederländer, die ein Fahrverbot in Deutschland bekommen, dürfen daher noch weiterhin in den Niederlanden fahren. Manchmal ist es sogar möglich, ein doppeltes Bußgeld zu zahlen und so das Fahrverbot zu umgehen. Für Verkehrsverstöße in Deutschland bekommen Niederländer keinen Eintrag in die deutsche Verkehrssünderkartei. Andersherum gibt es auch für Deutsche bei Verstößen in den Niederlanden keine Punkte in Flensburg. Einen Bußgeldbescheid aus den Niederlanden sollte man dennoch nicht zu lange ignorieren, denn nach zweifacher Anmahnung erfolgt ein Zuschlag in Höhe von 50 Prozent auf das fällige Bußgeld.